ESSAY-BRIEF

Essay-Brief März 2023

Die Stimme des Universums

Teil 1

© Bernd Helge Fritsch

 

Der wichtigste Augenblick

„Leben“ bedeutet gegenwärtig sein. Der einzig wichtige Augenblick in unserem Dasein ereignet sich im „Jetzt“.

Allerdings sind unsere Gedanken vorwiegend mit dem beschäftigt, was war oder mit dem, was demnächst oder in fernerer Zukunft sein wird. Ohne Gedanken im „Hier und Jetzt“ glückselig zu verweilen, auf diese Idee kommen die meisten Menschen gar nicht. Und selbst wenn sie es wollten, schaffen sie es nicht.

Unser „Zukunfts-Denken“ wird vorzüglich genährt durch unsere Wünsche, Ängste und Sorgen. Unser „Vergangenheits-Denken“ wird befeuert durch Erinnerung und Wiederholung.

Je mehr wir denken, je mehr wir mit Gedanken betreffend die Vergangenheit oder die Zukunft beschäftigt sind, desto weniger leben wir uns selbst und vergeuden so die Zeit unseres Erden-Dasein.

Unser Denken erschafft unsere Welt

Wie uns die Welt erscheint ist abhängig von der Art wie unsere Sinnesorgane sowie unser Denken und Fühlen funktionieren. Diese wiederum werden bestimmt durch unsere Gene, durch unsere Erziehung und unsere Umwelt.

Durch unser gewohntes Denken befinden wir uns in einem Traum-Geschehen, welches uns Mangel, Probleme und Schwierigkeiten aller Art vorgaukelt. Aus diesem Traum gilt es zu erwachen.

Diese Traumwelt ist vergleichbar mit einem Kinofilm, den wir uns anschauen. Das Leben in ihm wirkt echt, besteht aber nur aus Bildern und Gedanken, die sich in uns wundersam ereignen und die wir sodann nach außen projizieren. Deshalb wird diese Welt seit vielen Jahrhunderten von den indischen Weisen als „Maya“ – als Illusion – bezeichnet, die jeder Mensch auf seine individuelle Art – meist unbewusst – gestaltet. Die sogenannte „materielle Welt“, existiert also gar nicht. Sondern sie ist eine Vorstellung, die wir Menschen uns „erdenken“, man kann auch sagen „erträumen“.

Interessant sind in diesem Zusammenhang die Hypothesen der neuzeitlichen Atom- und Quanten-Physiker. Diese vermuten, dass alle Materie im Kern nur aus hochfrequenten Schwingungen von unvorstellbar winzigen Teilchen besteht. Diese „Elementar-Teilchen“ sind angeblich so klein, dass man – wie sie sagen – „aus den bisherigen Experimenten keinerlei Anhaltspunkte für einen von Null verschiedenen Durchmesser gewinnen konnte“ (siehe Wikipädia „Elementarteilchen“)

Daraus folgt, dass unendlich viele „Nichts“ in uns Menschen die Illusion einer festen Materie entstehen lassen. Es zeigt sich, dass das Wesen, die Eigenart unseres Universums mit dem Verstand niemals erfasst werden kann. Somit erschöpft sich auch all unsere Weisheit in den Worten, die schon Sokrates vor rund zweieinhalb tausend Jahren gebrauchte: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“.

Und es verwundert nicht, dass Albert Einstein von sich sagte: „Je länger ich Physik betreibe, desto mehr werde ich zum Metaphysiker“.

Im Nicht-Denken offenbart sich die „reale“ Welt

So verrückt oder seltsam es klingen mag, die „wirkliche Welt“ zeigt sich uns nicht im Schauen und Denken, sondern im „Nicht-Denken“.

Durch unsere Gedanken kreieren wir zum einen eine unwirkliche Traumwelt, bestehend aus „Formen und Namen“. Zum anderen sorgen die, von Gedanken ausgelösten Emotionen unseres Egos, für Unruhe, Ängste und Probleme aller Art. Denn diese Emotionen hindern uns daran die Realität, die unendliche, Weisheit, Liebe und Vollkommenheit des Universums zu erkennen.

Was wir und damit auch die Welt wirklich sind – nämlich unbegrenzte Schönheit und Glückseligkeit – können wir nur im gedanken- und ego-freien, gegenwärtigen Augenblick wahrnehmen.

Notwendigkeit zu denken?

Zur Einladung nichts zu denken, höre ich immer wieder den Einwand: „Aber ich muss doch denken um meine täglichen Aufgaben zu erledigen!“ Dem ist jedoch nicht so.

In der Regel ist es ohnedies nicht unser wahres „Ich“, welches denkt und Entscheidungen trifft. Sondern der Mensch wird gesteuert von seinen angeborenen und anerzogenen Denkmustern.

Allerdings können wir uns von diesen Zwängen befreien. Denn je weniger wir in unsere üblichen Gedanken, in unsere Probleme, Wünsche und Sorgen verstrickt sind, umso präsenter und entspannter wir sind, desto besser hören wir an Stelle der Kommandos unseres Egos die Stimme des Universums. Und so wird uns die Allweisheit des Universums zur rechten Zeit die richtigen Eingebungen liefern, die uns sagen, was jeweils zu tun und zu unterlassen ist.

Karma

Alles Leid hat karmische Ursachen. Karma formt unsere Lebensschule. Leidvolles Karma entsteht durch negatives Denken und Handeln. Annehmen was ist, schafft in uns Harmonie mit dem Sein. Leisten wir hingegen Widerstand gegen „das was ist“, so leben wir im Konflikt mit dem Sein und lehnen letztlich auch uns selbst ab. Denn wir sind letztlich, nichts anderes als pures Sein.

Nur durch radikales Umdenken, oder besser gesagt, nur durch radikales „Nicht-Denken“ und „Nicht-Bewerten“ und durch „Annehmen von dem, was ist“ befreien wir uns von unserem Karma und allem Leid.

 

Unsere Suche nach Frieden und Glückseligkeit

Alle Menschen suchen – bewusst oder unbewusst – nach dem Paradies, nach Befreiung, nach Erleuchtung, nach anhaltendem innerem Frieden. Wir suchen, weil wir denken, dass wir das Paradies nur irgendwo in der Ferne und nur mit viel Anstrengung finden können.

So suchen wir in einem Bereich außerhalb von uns selbst. In einem Bereich der eine Illusion ist, die wir durch unser Denken selbst erschaffen haben. Wir suchen in der „Maya-Welt“ Frieden und Glückseligkeit, die in dieser Illusion niemals zu finden sind!

Das Paradies ist in uns

Was wir suchen, nämlich das Paradies, Erleuchtung und Glückseligkeit, lebt und wirkt bereits seit ewigen Zeiten in uns. Wir „sind“ und waren stets Vollkommenheit! All unsere Schwächen und Leiden beruhen nur, auf unbewusstem und falschem Denken.

 

Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen;

Man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! Oder da!

Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.  

Luk. 17:21

 

Manche glauben, dass sie glücklicher sein werden, wenn sie mehr Macht, Geld und materielle Sicherheit haben, wenn sie mehr Anerkennung und Liebe bekommen, wenn sie von Krankheit, Alter und Tod nicht behelligt werden.

Dabei wird übersehen, dass in Wirklichkeit nur das Paradies, nur Vollkommenheit, nur Gott existiert. Alles andere, alle Übel unserer Welt, entspringen allein unserem Denken, unseren Vorstellungen, unseren Beurteilungen. Ich weiß, für viele Menschen klingen solche Worte hart und empathielos angesichts des Elends und der Katastrophen in unserer Welt.

Doch alle Unvollkommenheiten, denen wir begegnen, alle Irrwege, die wir gehen und alles damit verbundene Leid, dienen der Schule des Lebens. Sie dienen dazu lieben zu lernen was ist und damit aus unseren Ego-Träumen, aus der dualen Traum-Welt zu erwachen.

 

Wie uns dazu Hermann Hesse lehrt

 …es will der Weltgeist uns nicht fesseln, uns nicht engen,

 sondern will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten...

 

 

Eine Fortsetzung folgt mit dem nächsten Essay-Brief.

Mit herzlichem Gruß

Euer Bernd

 

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